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Was ist Open Source Citizenship?

TL;DR

Unter Citizenship wird im Allgemeinen verstanden, wie sich eine Person oder ein Unternehmen in einer Community engagiert. Good Citizenship bedeutet, sich an die Regeln und Kodexe zu halten, die Prinzipien zu würdigen und zur Gemeinschaft konstruktiv beizutragen. Im Fall von Open Source verwendet man den Begriff Citizenship meist im Kontext des Engagements von Unternehmen. Trägt ein Unternehmen zu existierenden Open Source Projekten nicht nur eigennützig bei, so spricht man von Good Open Source Citizenship.

Die lange Version

Die Begriffe Citizen und Citizenship leiten sich von der Anlehnung an den „Community“-Begriff ab. Mitglieder einer Gemeinde (Community) sind die Bürger (Citizen). Da in technischen Gruppen inzwischen eigentlich immer der Begriff Community (siehe Community Manager, Community Programs) verwendet wird, hat sich auch hier der Begriff Citizenship etabliert, um zu beschreiben, was zur Schaffung einer nachhaltigen Community beträgt. Mit der Citizenship, also der Bürgerschaft, kommen einige Verantwortungen, denen, wie auch in der Stadtgemeinde, nicht jeder Bürger gleichermaßen zugetan ist. Als guten Bürger oder Good Citizen bezeichnen wir die Mitglieder einer Community, die sich mit ihrem Engagement besonders hervortun. Dieses Mitwirken gehört zu den Grundpfeilern der Demokratie, deren kleinste Verwirklichungsform oft ja die Gemeinde ist. Hier wird abgestimmt, gewählt, und diskutiert. All das funktioniert aber nur, wenn sich daran mehrere Einzelpersonen oder Gruppen beteiligen.

Die Open Source Welt und ihre Projekte und Communities folgen diesen Prinzipien des Zusammenlebens und übersetzen sie in ihre eigenen Prinzipien des Zusammenarbeitens. Teilweise gibt es hier auch nicht demokratische Strukturen, so zum Beispiel der BDFL, der Benevolent Dictator For Life oder Wohlwollender Diktator auf Lebenszeit. Die berühmtesten BDFLs, übrigens immer Männer, sind Linus Torvalds (Linux), Rasmus Lerdorf (PHP) und Guido van Rossum (Python). Diktatoren halt, man hört eher selten von Diktatorinnen.

Von der Open Source Governance, oder Führung, die ihren eigenen Artikel verdient, zurück zur Citizenship. Wieviel Engagement ist notwendig, um von Good Open Source Citizenship sprechen zu können? Idealerweise engagieren diese Good Citizens in solchem Maße, dass das Projekt attraktiv ist für eine wachsende und vielfältige Community, neue Kontributoren, ein ausreichend großes und diversifiziertes Steering Committee und natürlich möglichst viele Anwendungs- und Einsatzfälle. Dann hängt der Fortbestand des Projektes nicht mehr nur an einigen wenigen Personen oder Unternehmen, und wir sprechen von Nachhaltigkeit oder Sustainability.  Sustainable bedeutet im Kontext von Open Source übrigens nicht groß, sondern dreht sich mehr um Gesundheit (healthy community) und Vielfältigkeit (diverse community). Wenn man also als Einzelperson oder Unternehmen diese Zielsetzung vor Augen hat und daran das eigene Engagement innerhalb eines Open Source Projektes misst, dann kann man ganz ehrlich von Good Open Source Citizenship sprechen.

Hier eine Auswahl von Beispielen für Unternehmen:

Ein Unternehmen, das Good Open Source Citizenship zeigen will,

  • respektiert die Lizenzvereinbarung,
  • treibt Upstream Contributions,
  • fördert die Arbeit eines Steering Committees,
  • hält sich zu jedem Zeitpunkt an den Kodex (Code of Conduct),
  • spendet oder unterstützt anderweitig finanziell das Projekt,
  • beteiligt sich an der Community (z.B. Slack, Discord, Foren, Tulip Chat aber auch in Person, auf Konferenzen oder Meetups),
  • hilft die Bekanntheit und Verbreitung zu erhöhen und
  • ist im Allgemeinen daran interessiert, den Fortbestand und die Weiterentwicklung zu sichern, ohne dabei nur im eigenen Code (dem eigenen Fork) zu arbeiten.

Für Einzelpersonen sind die Ansprüche nicht ganz so weitreichend, aber im Grunde ähnlich:

Einzelpersonen, die als Good Open Source Citizen wahrgenommen werden wollen,

  • contributen upstream,
  • halten sich an die Lizenzvereinbarungen,
  • und ebenso zu jedem Zeitpunkt an den Code of Conduct,
  • respektieren die Entscheidungsprozesse oder wählen die vorgegebenen Wegeum Feedback zu geben und Verbesserung demokratisch zu erwirken,
  • beteiligen sich an der Community,
  • helfen Issues zu schließen,
  • und tun all das in respektvoller Kommunikation.

Im Gegenzug bekommt man für Good Open Source Citizenship den Respekt der Community und erhält leichter ein Mitspracherecht. Und man wird belohnt mit höherer Nachhaltigkeit in den verwendeten Open Source Softwareprojekten. Wer sich daraus nichts macht, der kann Open Source auch weiterhin einsetzen, sollte sich dann aber auch nicht über offene Issues, Bugs und Sicherheitslücken beschweren. Die zu schließen bedarf es nämlich einer gesunden und nachhaltigen Community. Die Open Source Prinzipien umfassen neben Transparenz nämlich in erster Linie Kollaboration und Teilnahme.

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